31
Jul
2006

Kazanga Puff Puff

Wenn Menschen sich in riesengroßen Massen versammeln, um einem Großereignis beizuwohnen, bin ich grundsätzlich mißtrauisch. Warum finden das alle so toll? Wieso müssen sich das so viele anschauen?

Mein erster Instinkt ist dann immer: weglaufen. Ich kann solche Ansammlungen nicht leiden. Mein bisheriges Leben hat mich außerdem gelehrt, daß ich gut daran tue, das, was die Masse bevorzugt, für mich persönlich zu meiden. Ich meide die Bild, schaue nicht gerne Hollywood-Blockbuster (außer sie sind mit Kevin Spacey). Mein Musikgeschmack bewegt sich in einem Bereich, in dem ich für eine Konzertkarte nur sehr selten mehr als 30 Euro ausgeben muß. "Nothing Is Any Good If Other People Like It" habe ich mal bei Richard Stevens gelesen und gelacht. Leider ist das nicht ganz unwahr. Ich tendiere zu dieser Art des Gutfindens.

Manchmal finde ich das aber doof von mir. Vielleicht verpasse ich ja doch was? Irgendwas muß an den Kölner Lichtern ja dransein, daß sich Trilliarden von Menschen in die Altstadt zwängen, um eine halbe Stunde Kazanga Puff Puff zu sehen und sich anschließend kollektiv am Kölner Hauptbahnhof in die nächste RE-5 zu drücken. "Wir fahren mim Doppeldecker, komm. Nich mitte S-Bahn." sagen dann die Leute, die sonst niemals Zug fahren. Und ihre Begleitung antwortet dann immer mit: "Aber wir setzen uns oben, ne?"

Ich: mich also auch in die Innenstadt bewegt. Ma gucken. Jaha, von wegen. Das muß alles super geplant sein. Jeder Stein jedes Stückchen Land zwischen den Kölner Rheinbrücken ist bereits belegt. Mit Menschen, stehend, auf Hockern, auf Camping-Stühlen, Leitern und Isomatten, mit Grills, Zelten, Sonnenschirmen, Stativen und Bierkästen. Mittels eines komplexen Kompressionsalgorithmus schaffe ich es allerdings, mich auf der Deutzer Seite in die Menge hineinzumergen, zu etablieren, zu updaten. Dann warten. Dunkelheit. Lichter. Kölner Lichter. Schiffe, Boote, riesiges Kablooie und KAZONGO und Oh! und Ah! und Schöööööön! und dann ist alles vorbei und die gefühlte komplette Weltbevölkerung strömt plötzlich nach Hause. Ich geh zu Fuß.

Nächstes Mal lieber wieder zu einem von David Poes Minikonzerten gehen, weil den armen Kerl niemand kennt. Obwohl Herr Poe sicherlich hofft, daß sich das irgendwann mal ändert, hoffe ich das nicht.
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